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Finnlands wilde Tiere - Finnish wildlife

Der Heiligen Sanna Marin sei Dank, dass ich dieses Jahr nach Finnland fahren durfte. Wenige Tage, bevor der Trip losgehen sollte, den ich schon lange im Voraus organisiert hatte, entschied sich die finnische Regierung, die Deutschen wieder einreisen zu lassen. Mehrere Touren, die ich heuer eigentlich unternehmen wollte, sind wegen Corona schon ins Wasser gefallen, aber der Sommerurlaub war gerettet. Aufgehalten habe ich mich vornehmlich in den tiefen Wäldern Nordkareliens und auf einsamen Seen in Südlappland. Und in Fotoverstecken, um die Stars der finnischen Natur zu erleben.

Zunächst einmal wieder Bären. Bären sehen eigentlich immer lustig und aufgeräumt aus. Im Gegensatz zum Vielfraß, das einen auffallend schlecht gelaunten Gesichtsausdruck zur Schau trägt. Das Vielfraß ist ein Marder, der größte, den es gibt. In Finnland leben davon zwischen150 bis 200 Stück, so genau weiß das niemand. Die Anzahl der Tiere wird anhand der Fährten bestimmt – allerdings nur annähernd, denn ein Vielfraß kann ziemlich viele Fährten hinterlassen, wenn es durch sein Revier trabt. Tatsächlich bewegt es sich meistens in einer Art Wackelgalopp, mit dem es ausdauernd unterwegs. Ist. Beeindruckend finde ich die gewaltigen Tatzen, mit denen es über Schnee laufen kann und das brachiale Gebiß. Ich frage mich, warum dieses erstaunliche Geschöpf ausgerechnet im Deutschen so einen dämlichen Namen haben muss. In fast allen anderen Sprachen klingt der Name viel cooler: wolverine (englisch), järv (norwegisch), glutton (französisch) und ahma (finnisch).  Aber im Deutschen lautet ja auch das schöne Wort surprise / surprise / sorpesa klar und zackig: Überraschung!

 

Wo wir gerade bei Überraschung sind: Highlight für mich war jedoch eine Nacht, in der unerwartet ein junger Wolf direkt neben meinem Versteck stand. Und ich – ich habe ihn verscheucht. Vor lauter Überraschung wurde ich ganz zappelig und betätigte die Kamera einfach drauf los und das Klacken des Auslösers vertrieb das Tier. Zum Glück kam es dann etwa einen halbe Stunde später zurück. Da es mitten in der Nacht war und auch für nordische Verhältnisse schon ziemlich dunkel, musste ich die ISO-Zahl in den Bereich jenseits von gut und böse treiben, um überhaupt noch trotz Offenblende einigermaßen sinnvolle Belichtungszeiten zu erreichen. Qualitativ lassen die Fotos zu wünschen übrig, aber ausnahmsweise hat mich das mal nicht gestört. Auffallend fand ich, wie vorsichtig, geradezu schüchtern der Wolf sich durchs Gelände bewegte. Noch besser wurde es, als der Wolf begann zu heulen – und andere Wölfe ihm antworteten. Nachts bei Wolfsgeheul im Wald – was für ein Naturerlebnis! Wahrscheinlich hätte ich das anders bewertet, wenn ich Schäfer auf Eiderstedt gewesen wäre, aber so war das erstmal nur Klasse. Ich habe das Geheul mit dem Handy aufgenommen – leider kann ich die Tondatei nicht in meine Website einbinden.

 

Es fehlen noch ein paar Tiere, die ich gerne fotografiert hätte: den Dompfaff, den Prachttaucher, den Luchs, und den Unglückshäher. (Übrigens auch so ein dämlicher deutscher Name! Im Finnischen heißt er Kuukkeli und Siberian Jay auf Englisch.) Ich hatte von einem Ort erfahren, wo man den Unglückshäher angeblich zuverlässig treffen könnte, bin hingefahren und stand dann mit der Kamera zwei Stunden zur Belustigung der Finnen wie ein Depp im Wald herum. Und Elche habe ich auch dieses Jahr wieder keine gesehen. Genug Gründe, nochmal nach Finnland zu fahren.

 

Die Landschaftsfotografie kam dieses Jahr etwas kurz, fiel aber nicht ganz aus. Ich empfehle, die Bilder im Vollbildmodus mit schwarzem Hintergrund zu genießen.

Noch mehr Bilder aus Finnland findet ihr hier.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Ein heimlicher Fan (Montag, 10 August 2020 17:58)

    Toll, toll, toooooollllllllll!!!!!!!!!!

  • #2

    Romano (Mittwoch, 19 August 2020 09:46)

    Großartige Fotos mit viel Atmosphäre! Bravo! Besonders beeindruckend finde ich den gelben Erlenzeisig, den Bären und vor allem den Greifvogel.

  • #3

    Uta M. (Sonntag, 23 August 2020 14:30)

    Ich bin mal wieder hin und weg, und konnte förmlich die Stille und die klare Luft spüren. Beneidenswerte Erlebnisse! :)

  • #4

    Uta Möllhoff (Samstag, 19 März 2022 09:24)

    Wunderschöne Bilder, Stefan! Und auch deine Texte sind sehr gelungen. :)
    Liebe Grüße von Uta und ihrem Wolf

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