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Deutschland am Tiefpunkt

Die Überschrift bezieht sich nicht auf die Corona-Situation, sondern ist geographisch gemeint! Diesmal mache ich ein bisschen Location-Scouting und stelle den Bootshafen bzw. den Fischereihof in Hemmelsdorf am Hemmelsdorfer See vor. Das ist nämlich tatsächlich der tiefste Punkt der Bundesrepublik – der Hemmelsdorfer See, ursprünglich eine Förde ist, hat zwei Teile. Der nördliche Teil ist mit max. 4 Metern Tiefe ausgesprochen flach, während er im südlichen Teil 39,5 Meter tief ist und damit den Tiefpunkt Deutschlands markiert.

 

Location-Scouting ist etwas dick aufgetragen, denn wer dort hinfährt, wird sich den Platz mit anderen Fotografen und Instagrammern teilen müssen, die dann bei frostiger Kälte im luftigen Kleid in der Morgendämmerung posieren. Tatsächlich kenne ich – außer dem Leuchtturm von Westerhever keinen Platz in Schleswig-Holstein, wo sich so viele Fotofreundinnen und –freunde auf die Füße treten. Wer sich den Ort ansieht, versteht auch warum. Der Bootshafen ist eine wunderbar geschwungene Stegkonstruktion, die einen Hauch Ostasien in den Norden Deutschlands bringt. Die Kurve des Bootsanlegers auf den reetgedeckten Unterstand macht einen super Vordergrund und liefert eine schöne Führungslinie, was bei passendem Wetter immer gut aussieht. Am besten bei Sonnenaufgang, wenn wenig Wind geht und das Wasser spiegelglatt ist. Wer hier kein Bild mit Tiefenwirkung hinkriegt, der sollte es vielleicht mit etwas anderem als Fotografieren probieren! Unschön, aber praktisch ist, dass der Parkplatz mit Toiletten fast am See liegt. Darüber hinaus bietet die Landschaft um den See inklusive Windpark eher weniger Reize.

 

Ich bin im vergangenen Monat mehrfach hingefahren. Zum Ersten, um die Bildwirkung bei verschiedenen Himmelszuständen fest zu halten. Welcher Himmel gefällt euch am besten?

Zum Zweiten, um ein cooles Sonnensternchen am Reetdach des Unterstandes aufblitzen zu lassen. Der Aufgangspunkt der Sonne verschiebt sich im Lauf des Frühjahrs nach Osten, also von Hemmelsdorf aus gesehen nach links. Erst am 30. März fand der Sonnenaufgang so weit östlich statt, dass ich die Sonne genau da hatte, wo ich sie haben wollte und das Sonnensternchen einfangen konnte, ohne meine Lieblingsplatz verlassen zu müssen.  

 

Damit nicht genug – nach Sonnenaufgang und wenn die Insta-Leute weg sind, geht es erst richtig los. Die Ecke ist nämlich auch bei vielen Wasservögeln ziemlich beliebt. Weil der Ort ein Tourimagnet ist und sich tagsüber und am Wochenende hier viele Leute aufhalten (falls nicht gerade eine Pandemie durchs Land zieht), schienen mir die Vögel etwas weniger menschenscheu zu sein als üblich. Wenn man sich auf den Steg legt, kann man fast auf Augenhöhe Enten und Taucher fotografieren. Nahebei gibt es auch ein Brutfloß für Flußseeschwalben, die allerdings im März noch nicht da waren. Ja, gut, Höckerschwäne, Blesshühner, Haubentaucher, Gänsesäger, Stock- und Reiherenten – damit gewinnt man keinen Preis. Aber es macht Spaß und darum geht es doch letztlich, oder?

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Renate grützmacher (Mittwoch, 07 April 2021 21:55)

    Der rote Himmel und der Schwan gefällt mir sehr gut

  • #2

    Susanne (Sonntag, 11 April 2021 21:27)

    Die Haubentaucher sind wunderschön! Und überhaupt - die Stimmung der Bilder strahlt so einen Frieden aus.

  • #3

    Torsten (Dienstag, 13 April 2021)

    Superschön, die Tiefe des Bildes und der Sonne mit Blende 16 gefällt mir sehr gut.

  • #4

    Jens (Dienstag, 13 April 2021 18:35)

    Toller Text zur Einleitung und echt super schöne Bilder.

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