Meine Frühlingsboten
In klassischen Gedichten wird häufig das Veilchen als Frühlingsbotin beschrieben und besungen. Zeiger für den Vorfrühling (in unseren Breiten der März) ist phänologisch vor allem die Haselnuss, für den Erstfrühling (April) die Forsythienblüte. Meine persönlichen drei Boten, die mir nachdrücklich zeigen, dass der Frühling gekommen ist, meine persönliche Frühlingsdreifaltigkeit sind: das Buschwindröschen, die Schlüsselblume und das Blaukehlchen.
Das Buschwindröschen ist eine Blume, wie sie ein Kind malen würde, wenn es sie nicht mit KI generiert. Weiße Blüten mit leuchtend gelben Staubblättern auf einem dünnen Stengel, dem drei gefiederte Blätter entspringen. Es klingt komisch, aber für mich haben Buschwindröschen etwas Reines, Klares, Zartes. Das Ros aus dem Weihnachtslied, das mitten im kalten Winter entsprungen ist, muss ein Buschwindröschen gewesen sein. Die Schlüsselblume dagegen sieht geheimnisvoll aus, wie die zitronenpuddingfarbenen Blüten aus dem graubraunen Waldboden heraus scheinen. Extravagant, fast magisch. Mit dem behaarten Stängel und den fleischigen Blättern geradezu das Gegenstück zum Buschwindröschen.
Natürlich gibt es noch andere spannende Frühblüher, Krokusse, Lerchensporn, Sumpfdotterblumen, Hasenglöckchen – aber diese beiden ziehen mich jedes Jahr hinter dem Ofen hervor, mit der Kamera in den Wald. Und dann das Blaukehlchen, ein Vogel, einer meiner liebsten, der Anfang April bei uns an der Ostseeküste eintrifft und im Röhricht laut und ausdauernd singend sein Revier markiert. Blaue Kehle mit weißem Fleck, darunter ein weißes, ein schwarzes und ein rotbraunes Band. Zitronengelbe Akzente am schwarzen Schnabel, ein karamellfarbener Überaugenstreif – ach, ich kann mich an diesem Vogel einfach nicht satt sehen. Fast jedes Frühjahr sitze ich vor dem Schilf und warte, dass mir eines der Vögelchen den Gefallen tut, sich möglichst nah in Positur zu setzen.
Vielleicht könnt ihr meine Freude an diesen Geschöpfen teilen. Auf jeden Fall wünsche ich viel Vergnügen mit meinen Frühlingsboten. Schneeglöckchen, Schwarzkehlchen und anderes gibt’s noch obendrauf. Wie schön, dass es bislang mit dem Frühjahr immer so funktioniert. Ich hoffe, dass Elon Musk nicht auf die Idee kommt, daran irgendwie rumzuschrauben.
Schon lange stand er auf meiner Liste, Deutschlands Wappenvogel, der Seeadler. Endlich konnte ich das Projekt verwirklichen, das ich schon vor Jahren geplant hatte (siehe hier), aber aus verschiedenen Gründen bisher nicht umsetzen konnte. So bin ich für ein paar Tage nach Meck-Pomm gefahren, um dort Seeadler zu fotografieren. Das Fotoglück war mir durchaus hold, jeden Tag liessen sich Seeadler blicken. Andere Greifvögel auch. Die überraschende Herausforderung bestand darin, den Seeadler für sich abzulichten. So ein Adler ist ständg begleitet von einer Schar Raben und Krähen, die ihn nicht nur piesacken und das Futter klauen, sondern - noch viel schlimmer - immer mit ins Bild kamen. Aber so ist halt Natur. Schließlich weisen die Rabenvögel dem Adler auch den Weg zum Futter. Die Kolkraben und Krähen sind erstaunlich frech - immer wieder konnte ich beobachten, wie sie den Adlern und den Bussarden an den Schwanzfedern zupften, offenbar aus reinem Spieltrieb. Das Adlerfedernzupfen scheint das Äquivalent zum U-Bahnsurfen bei menschlichen Jugendlichen zu sein. Und ist ebenfalls nicht ungefährlich. Ich habe es selber zwar nicht gesehen, aber nach glaubhaften Berichten, wenn es dem Adler zu bunt wird, krallt er sich auch mal einen Raben, mit dem es dann kein schönes Ende nimmt.
Am Abend, wenn das Luder weggefressen war, gab es noch Gelegenheit, die wilde Strandlandschaft zu fotografieren.
Neujahrslicht
Ein paar Impressionen aus dem Januar. Obwohl Tag- und Nachtlänge im Januar denen des Dezembers entsprechen, also quantitativ-objektiv genauso viel Licht da ist wie im Vormonat, ist die Lichtstimmung im Januar qualitativ-subjektiv eine ganz andere. Natürlich muss das Licht erstmal bis zu uns gelangen. Auch der Januar ist voll mit trüben Tagen, an denen alles stumpf und grau aussieht. Aber wenn es dann durchkommt, wenn sich ein arktisches Hochdruckgebiet die Ehre gibt, dann strahlt es mehr als im Dezember. Das Licht wirkt fröhlicher und kräftiger. Als ob es mehr Farbe transportiert. Ich bin mir nicht sicher, warum das so ist. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass die Tage wieder länger werden, dass die große Dunkelheit überwunden wurde. Wie geht es euch? Auf jeden Fall viel Vergnügen mit diesen Januarbildern!
Ich war mal wieder in Spanien. Dass es in Nordspanien wettermäßig durchaus etwas härter zugehen kann, war mir bewußt (Bilder hier und Bericht hier). Südlich von Madrid sieht das anders aus – das Gras verdorrt, die Blumen verwelkt, braunes Land, so weit das Auge reicht – und ausgerechnet in der Woche, in der ich da Tiere fotografieren will, regnet es. Und das nicht zu knapp. Was das Licht angeht, war das eher ungünstig - lange Belichtungszeiten und hohe ISO-Zahlen. Aber man muss immer mit den Karten spielen, die man auf der Hand hat.
Im Nachhinein gefallen mir die Fotos bei schlechtem Wetter mit am besten! Der Regen erzeugt eine besondere, eine geheimnisvolle, beinahe märchenhafte Stimmung. Jedenfalls entsteht mit dem Regen nicht nur ein Abbild, sondern auch eine Geschichte. Bilder, die eine Geschichte andeuten oder darstellen, das ist das Ziel, zu dem ich jedenfalls hin will. Außerdem gibt es in Zentralspanien jede Menge Tiere in der wunderschönen Dehesa - eine archaische Weidenlandschaft aus bemoosten Felsen und flechtenbehangenen Kork- und Steineichen. Viele Greifvögel, die ich schon lange auf dem Wunschzettel hatte, konnte ich hier endlich fotografieren.
Von den Arten her war der Iberische Pardelluchs (Lynx pardinus) sicherlich das Highlight. Beim Pardelluchs handelt es sich um eine sehr seltene Wildkatzenart, die nur auf der iberischen Halbinsel lebt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Bestand auf ca. 100.000 Exemplare geschätzt, von denen hundert Jahre später nur noch 52 ausgewachsene Tiere übrig waren. Dank intensiver Schutzbemühungen gibt es inzwischen wieder etwas über 2000 Pardelluchse. Am Tag, als ich die Luchse fotografierte, war gutes Wetter. Beinahe hätte ich das bedauert.
Aber eben nur beinahe. Mein kleiner Text stellt nur eine persönliche Momentaufnahme dar und möge bitte richtig eingeordnet werden. Eine Woche, nachdem ich diese Zeilen verfasst hatte, gab es im Südosten Spaniens eine verheerende Regenkatastrophe, bei der viele Menschen ums Leben kamen und unzählige andere Hab und Gut verloren haben. Das sind wirkliche Probleme - aber nicht, ob das Licht fototauglich genug ist.
Seit langer Zeit ist hier nichts passiert. Das lag einfach daran, dass ich mit zahlreichen anderen Projekten beschäftigt war und zum Fotografieren wenig Zeit blieb. Aber nun ein paar neue Bilder! Durch Finnland kann man nicht fahren, ohne an dem einen oder anderen See vorbei zu kommen. Am See kommt Finnland zu sich selbst. Anders als in den norwegischen Fjorden ist die Landschaft nicht aufregend. Aber entspannend. Ausgleichend. Beruhigend. Und mit etwas Glück und Geduld erlebt man besondere Begegnungen.
Viel Vergnügen mit den Bildern, alle aufgenommen an den Seen Finnlands.